
Georg Salden entwirft seit über 50 Jahren Satzschriften. Er wird manchmal als konservativer Schriftentwerfer bezeichnet. Er hat nichts gegen den Begriff, weil er aussagt, dass er seine Schriften in Kontinuität zu früheren, qualitätvollen Bleisatzschriften sieht, ihre breite Nutzbarkeit für ihn Maßstab ist und er den Vergleich mit ihnen fördernd findet. Das ist aber schon alles. Seine Schriften entwirft er nach eigenen ästhetischen und funktionalen Grundsätzen. Anlehnung an schon von Anderen, auch Früheren Entworfenes ist ihm ein Graus. Für ihn ist der Entwurf einer Schrift eine sehr persönliche Gestaltung von Bildfiguren, die notwendigerweise ihre in Jahrhunderten entstandene Grundform beibehalten müssen. Salden nennt das die Formung von Lesewerkzeugen, und die erfordern neben Stilgefühl viel logisches und praktisches Denken.
Georg Salden wurde 1930 in Essen geboren. Die Faszination des künstlerischen Schreibens entdeckte er schon als Zwölfjähriger, angeregt durch die Arbeiten seines in die Niederlande emigrierten Onkels, dem Buchgestalter Helmut Salden. Direkt nach dem Studium an der Folkwangschule Essen machte er sich mit einem werbegrafischen Studio selbstständig. Ab 1972 konzentrierte er sich dann ganz auf Schriftgestaltung. Finanzielle Absicherung bot die Gründung des GST-Kreises. Für die hier vereinten Layoutsetzereien entwarf Salden eine Vielzahl von Exklusivschriften, zuerst überwiegend für den Staromat-Titelsatz, später auch für die Diatronic von Berthold.
Seit 1972 entwarf Georg Salden an die vierzig Schriftfamilien mit mehr als 600 Garnituren. Und alle zeigen eigenen Charakter. Gute Lesbarkeit ist oberstes Gebot. „Type-Design ist eine Tätigkeit, die kein ‚Es-sich-einfach-Machen‘ duldet. Mit Zirkel und Lineal konstruierte Buchstaben sind zwar schnell gemacht, aber als Satztypen nicht brauchbar, weil sie die subtilen optischen Gesetze nicht erfüllen, die das Lesen angenehm machen.“ In der heute so schnelllebigen Zeit plädiert Salden für Langsamkeit, Geduld und manuelles Arbeiten, gerade beim Schriftentwurf. „Erfahrung sammelt man nicht am Rechner, sondern mit der Schreibfeder, mit Farbe und Pinsel. Dort entsteht das Neue im Kopf und mit den Händen, und mit Mühe.“ Man darf nun aber nicht denken, dass Georg Salden die Vorteile des Computers unterschätzt. Nur: „Kreative und gute Lesealphabete macht er nicht. Ein Stromausfall darf nicht die Fortsetzung unserer Schriftkultur behindern.“
Herbert Lechner hat Georg Salden „den stillen Revolutionär“ genannt. Das gefällt ihm gut, denn Stille gehört zum Schaffen, und Revolution ist eine Form von Aufmerksamkeit gegenüber dem Leben.
Texte von Georg Salden